REHA-lität

HildesReise in ein besseres Leben <3

Montagmorgen. 5:45 Uhr.

Ich wache auf – aber nicht richtig. Eher so daneben.

Dissoziiert. Wie eine Statistin im eigenen Leben.

Also mache ich das, was mich auffängt:

  • Kaffee.
  • Schuhe.
  • Staumauer.

Kalter Wind, Regen, leere Wege, nur mein Atem, meine Schritte und dieses Gefühl von: Wenn schon Chaos im Kopf, dann wenigstens Bewegung im Körper.

Danach noch 30 Minuten Yoga – Powerstart bis zur Therapie.

Gruppentherapie & mein Thema mit „Raum einnehmen“
In der Gruppentherapie soll ich „mehr Raum einnehmen“. Und ehrlich? Ich tue mich schwer damit.

Meine innere Anspannung ist oft extrem hoch.

Meine Gedanken dabei: Andere haben wichtigere Themen. Ich will mich nicht vordrängen. Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt.

Aber: In der Frauengruppe habe ich mich eingebracht, aus dem Nähkästchen geplaudert.  Eine Teilnehmerin hatte ähnliche Themen wie ich – und ich konnte ihr helfen. Mit meinen Erfahrungen, meinen Worten.

Das hat sich gut angefühlt. Und es zeigt mir: Ich bin schon mitten im Prozess. Nicht am Anfang.

Kunst, Komplimente & Kopfkino

Der vergangene Dienstag startet mit Kunsttherapie. Uns wurde eine Geschichte vorgelesen, wir sollten sie interpretieren und dazu malen – Geschichte hören. Interpretieren. Malen.

Ich habe viel positives Feedback für mein Bild bekommen – und gemerkt, wie schwer mir Komplimente immer noch fallen.

Ein Teil von mir fühlt sich dabei direkt unwohl, fast misstrauisch. Auch das ist Arbeit. An mir.

Sport fiel an dem Tag aus, also bin ich die Schuhmacher-Runde alleine gegangen – mit Musik auf den Ohren und dem Kopf ein bisschen freier, Gedanken etwas leiser. 

Nebenbei noch Abstecher zu den Pflegekräften: Friseur-Tipps, Frauenarzt-Empfehlung, meine Zyste muss kontrolliert werden.

Und dann diese Info zum Medikament, das den Stoffwechsel verlangsamen kann… Aha. Also daher der Dauerhunger.

Phase 2 – Freiheit mit Busfahrplan

Ich bin nun offiziell in Phase 2. Ich darf in die Stadt fahren. 🫶🏻 alleine und nicht nur in Begleitung ins Krankenhaus 😆

Mit einem meiner M’s ging’s los – wir müssen 20 min zur Bushaltestelle laufen, so kommen wir in die Stadt. Um in  die nächstgrößere Stadt zu gelangen, müssen wir umsteigen. 

  • Takko
  • Ernstings Family
  • DM
  • Buchladen
  • HIT und Norma

Und zum Abschluss: ein Balkan-Restaurant. Die Zigeuner-Platte war kein Essen – das war ein Ereignis. Fleisch-Koma-Fressen in Perfektion. 😂 Mein Herz war satt. Und mein Magen auch. 

An einem anderen Tag waren wir zu dritt unterwegs: M : J : M: Döner essen – der für mich, als Berlinerin, eher eine Gyros-Tasche war. Aber trotzdem lecker. Und der Ausflug tat mega gut!

Zimmerleben & Therapiearbeit
Das Leben im Mehrbettzimmer ist herausfordernd – vor allem mit einem Nervensystem, das gerade auf Hochsensibilität trainiert ist.

In der Einzeltherapie ging es um mein Thema Privatsphäre, Abgrenzung und Raum.

Wir sind durch meine Biografie gegangen, meine Bezugspersonen, meine Muster, alte Prägungen. Ich durfte mich in meiner Kindheit nie mitteilen, und wenn doch, war ich der Auslöser oder auch die Verantwortliche und mein Wort und Bedürfnisse wurden kleingemacht. 

In der Gruppentherapie habe ich dieses Thema dann später eingebracht. Die Emotionen waren stark. Sehr. Ich musste kurz raus, Luft schnappen, mich regulieren. Aber es gehört dazu. Alles darf da sein.

Derweil habe ich auch ein Zimmer-Meeting einberufen (nachdem meine Therapeutin mir eine Deadline gesetzt hat) und habe angesprochen, was mich stört – und ich bin mega stolz auf mich!

🧩 Meine wichtigste Erkenntnis
Ich kann die Reaktionen anderer Menschen nicht kontrollieren. Aber ich kann lernen, wie ich selbst damit umgehe. Danke an meine treue Hilde ❤ 

Und manchmal bedeutet Heilung auch, sich Dinge erstmal nicht zuzumuten, sondern sich zu schützen – ruhig, bewusst und ohne Drama.

Selbstschutz ist kein Rückschritt. Selbstschutz ist Therapiearbeit.

ohne Bedarfsmedikation & mit Höhenangst
Ein ganzer Tag ohne Bedarfsmedikation. Nicht mal zur Nacht.

Und ich war beim Kletterkurs, der war erstmal nur theoretisch – diese Woche geht’s in die Kletterhalle. Ich habe Höhenangst. Aber ich stelle mich dieser Angst und mache mit. Und das zählt.

Am nächsten Tag: Mein Kopf wie eine Autobahn ohne Tempolimit. Gedankenrasen deluxe.

In der Arbeitstherapie zwei kleine Unfälle – Splitter, Daumen an der Schleifmaschine. (Alles noch dran – keine Sorge.)

Mein Learning: Ohne Bedarfsmedikation bin ich wie ein Duracell-Hase auf Espresso. Aber eins meiner Ziele ist es, hier ohne Medikamente rauszugehen. Also dranbleiben!

Wochenende – Homies, Herr der Ringe & Zitronenkuchen
Wochenend-Modus:  Herr der Ringe zu Ende geschaut. Zitronenkuchen gebacken. Gechillt. Gelacht. Danke M&M – tage hier ohne Euch sind schwer aushaltbar 🥹😂

Ich merke:  An manchen Tagen zieht mich die Stimmung anderer stärker runter als an anderen. Das ist okay. Das darf sein.  Ich lerne, damit umzugehen, ohne mich selbst zu verlieren. Ohne mich komplett abzuschotten, wenn meine Homies nicht um mich sind.

Und jetzt… dieser morgen: 
Jetzt sitze ich hier. Startklar für den Tag.  Mountainbike Tour gerade abgeschlossen. Ausgepowert. Ein bisschen schwer im Herzen. Ein bisschen melancholisch. Leicht depressiv verstimmt.

Aber ich bin da. Ich bin da geblieben. Und das allein ist heute genug. 🌿

Posted in

Hinterlasse einen Kommentar