REHA-lität

HildesReise in ein besseres Leben <3

📣 Zwischen Klingel, Käseplatten und kleinen Katastrophen: meine ersten Tage auf Station 3.

Spoiler: Ich bin nicht nur angekommen – ich wachse. (Und schlafe endlich mal wieder regelmäßig durch.) 😴🫶🏻

🩺 Klingel, Kontrolle & Käseplatten – die ersten Tage auf Station

Es ist Sonntag, der 26. Oktober.

Seit dem 22.10. hänge ich hier – Akutstation, aka Entgiftungsstation.

Fünf Tage sind vergangen, also höchste Zeit, mal wieder von mir lesen zu lassen und euch einen kleinen Einblick in meine aktuelle Welt zu geben.

🚉 Anreise & Aufnahme

Uff. #ServicewüsteDeutschland live erlebt:

Der Aufzug am Bahnhof war kaputt, also durfte ich meinen Koffer tapfer die Treppe hinunterschleppen – Unterleibsschmerzen inklusive.

Ich hab mir dann ein Uber gerufen, das mich zur Klinik brachte.

14 Uhr war mein Aufnahmetermin, ich war natürlich zu früh.

Warten am Eingang. Die Minuten kamen mir ewig vor – Nervosität, ein bisschen Angst, weil ich nicht wusste, was mich erwartet.

Dann kam sie: eine blonde Pflegerin mit tätowierten Augenbrauen. Strenger Blick, aber Herz am richtigen Fleck.

🧾 Der bürokratische Stripteas

Ab auf Station 3 – hier starten die ersten Schritte Richtung Detox.

Dann ging’s los: Fragen zum Konsumverhalten, Körper-Check, Drogenkontrolle (inklusive ausziehen bis auf Unterwäsche), Urinprobe, Blutdruck, Fieber.

Und natürlich: Datenschutzgedöns. Willkommen im Bürokratiestaat Deutschland – ohne Unterschrift läuft hier gar nichts.

Danach zum Arzt.

So gründlich wurde ich in meinem Leben noch nie untersucht – von Kopf bis Fuß.

Dann zurück auf Station. Gepäckkontrolle.

Alle Feuerzeuge, Medikamente und mein Glätteisen wurden einkassiert, der Rest durfte bleiben.

Im Willkommensschreiben stand: „Nur ungeöffnete und eingeschweißte Tabakwaren.“

Ich hatte angebrochenen Tabak dabei – hat niemanden interessiert. Willkommen Realität.

Foto- und Videoaufnahmen sind verboten.

Im Erdgeschoss: Aufenthaltsräume, Küche, Gruppenraum, TV-Zimmer (Stühle hart wie das Leben), Raucherbereich mit Tischtennisplatte.

Oben die Zimmer – 3-Bett-Zimmer, insgesamt Platz für 15 Patient*innen.

Ich bin auf Station 3, der kleinsten Station. Und ganz ehrlich: gut so.

Selbst hier mit 15 Leuten ist’s manchmal wie im Kindergarten mit Reizüberflutung. Oder auch Irrenanstalt – aber wir sind schließlich  auch in einer Psychiatrie.

Struktur, Klingel & Käseplatten

Die Klingel geht hier mehrmals täglich – quasi unser Soundtrack des Tages:

Aufstehen, Essen, Therapie, Medikamente, wieder von vorne.

Gegen 18 Uhr klingelt’s zum Abendessen, danach gibt’s die Abendrunde – jede*r erzählt, wie der Tag war und wie es einem geht.

Ich habe mich kurz vorgestellt. Freundlich, ehrlich, müde, aber erleichtert.

Um 21:45 Uhr folgt die Nachtmedikation: nur Schlafmittel.

Den Rest (Antidepressivum, Magnesium, Vitamine) bekomme ich tagsüber.

Und siehe da – acht Stunden Schlaf am Stück. Gefühlt zum ersten Mal seit Ewigkeiten. (Haha wobei ich in Berlin auch meine 12 Stunden durch schlafe nach einem langen Wochenende 🤣)

Hier bekomme ich übrigens eine deutlich höhere Dosis als zu Hause: 2 Tabletten à 25 mg – also 50 mg statt meiner gewohnten 10 mg.

Wenn’s hier zu laut oder zu viel wird, hilft das ganz gut dabei, einfach „durchzuschlafen“ oder sich über den Tag etwas auszuklinken😅

🌄 Tag 2 – Guten Morgen, Feueralarm

7:15 Uhr: Die Klingel. Mein Hirn: „Feueralarm?“

War’s nicht. Nur Frühstück.

Dann Morgenrunde: Dienste werden verteilt.

Ich bin beim Gruppenraumdienst gelandet – Tische & Stühle abwischen, fegen, fertig. (Eig hätte ich mich entspannen können, die ersten 3 Tage muss man nichts mitmachen aber ich bin natürlich hoch motiviert und so habe ich zutun und die Zeit vergeht etwas schneller) 

Andere richten Käse- und Wurstplatten an, wieder andere wischen den Fernsehraum.

Mittags wird das Essen geliefert, der Küchendienst verteilt – alles mit Handschuhen, Schürze, Kopfbedeckung. Hygiene deluxe.

Leider fallen an Tag 2 alle Therapien und Beschäftigungsangebote aus – Krankheit & Urlaub.

Der Tag zieht sich.

Wir spielen Tischtennis, ich bekomme ein EKG, lese, male (okay: male aus), mache Yoga, telefoniere.

Langsam kehrt Ruhe ein.

📅 Unser Wochenplan – Ordnung muss sein

Ich hab euch unseren offiziellen Wochenplan mit Hilfe von ChatGPT in Tabellemform erstellt.

Er hängt an fast jeder Wand und ist ungefähr so bunt wie die Menschen hier:

Fazit: Struktur gibt Halt.

Und auch wenn’s manchmal nervt, dieses Klingeln, macht den Tag planbar – und mich ruhiger.

🌙 Die Tage danach

Tag 3: Lautes Wecken durch die Bezugspflegerin („Guten Morgen! Frühstück gleich vorbei!“) – Feldwebel ähnlich. Die Klingel habe ich gar nicht gehört, so tief habe ich noch geschlafen. Also Frühstück, Morgenstunde und der Tag geht los:

Erste Gruppensitzung mit 2 Psychologen: erst offene Gesprächsrunde und im Anschluss sollte jeder eine Karte wählen, die uns anspricht oder etwas in uns auslöst. Meine war „Shiny Happy People“. Passt, oder?

Dann Sporttherapie im Schwimmbad – und was soll ich sagen? 30 Minuten im Wasser und zurück in die Klinik.

Aber ich hab dort schon den Sporttherapeuten aus der Reha getroffen – Bundestrainer im Schwimmen! 🏊 wow

Er bietet Klettern, Yoga, Biken, Bogenschießen an – ich freu mich drauf!

Tag 4: Nicht mein Tag. Noch viel im Kopf vom Vortag.

Ich merke, wie mich manche Menschen hier extrem triggern – vor allem, wenn Grenzen übertreten werden.

Ein Typ, der ständig ungefragt ins Zimmer kommt, jemand, der cholerisch wird, wenn Frauen in der Nähe sind …

Solche Situationen bringen mich innerlich zum Kochen, weil sie genau das ankratzen, was ich gerade loslassen will: das Gefühl, mich ständig verteidigen zu müssen.

Also tief durchatmen, rausgehen, Abstand gewinnen.

Ich war spazieren, hab mir knackige Weintrauben und Batterien fürs Nachtlicht geholt – es sind die kleinen Dinge, die wieder Ruhe bringen. 🫶🏻

Tag 5 (heute): Aggro-Hilde war kurz da – klare Ansage zur Privatsphäre im Zimmer.

Ich werde aggressiv wenn’s mir zu viel wird. Zu laut, zu nah, zu viel Gemeinschaft auf engem Raum und ich nicht flüchten kann.

Drei Frauen, eine Tür, null Rückzugsort – das kann schon mal krachen. Aber dieses Miteinander hier – so roh, ehrlich und unverstellt – ist das, was trägt.

Wir lachen, rauchen, teilen Kippen, Kekse und manchmal auch Tränen.

Das hier ist kein Wellnessurlaub – aber es ist echt.

Wochenende bedeutet: selbst kochen, selbst backen. Heute: Waffeln.

Später: Spaziergang, Yoga mit meiner Zimmerkollegin.

Kleine Rituale, große Wirkung.

🧘‍♀️ Zwischen Ruhe, Routinen & Rauchpausen

Hier, zwischen Blutdruck messen, Klingel und Käseplatten, passiert gar nicht so viel – und genau das ist irgendwie schön.

Der Körper darf runterkommen, der Kopf darf Pause machen.

Es fühlt sich seltsam friedlich an – fast so, als hätte jemand die Pause-Taste gedrückt.

Und ich merke: Das ist kein Stillstand. Das ist der Anfang vom Weitergehen.

Da bleibt auch ausreichend Zeit für Beauty 😍

📱 PS: Ich schreibe das hier auf meinem Handy – auf dem guten alten Mäusekino –

weil mein Laptop schön sicher im zugeriegelten Koffer bleibt.

Man weiß ja nie. 😉 Filme werden hier übrigens auch auf dem Mäusekino geguckt 🤣 wobei ich aktuell mehr lese 🥰

In diesem Sinne, fühlt euch gegrüßt!

Updates folgen ❤ Bleibt gesund und munter meine Lieblingsmenschen ❤

Eure hildetastische Jenny

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