Yeah – ich bin am Ziel angekommen!
Nach sechs Tagen auf der Akutstation bin ich endlich in der Reha-Einrichtung und versuche langsam anzukommen.
Und was soll ich sagen: Mitten im Wald. Keine Autos, keine Stadtgeräusche – nur Vogelgezwitscher, Tannenduft und ganz viel Natur. 🌿




Ich wurde direkt vom Klinikleiter persönlich abgeholt, zusammen mit einem weiteren Rehabilitanden, den ich schon von der Akutstation kannte.
Das war irgendwie beruhigend – ein bekanntes Gesicht auf dem Weg ins Unbekannte.
Kaum angekommen, ging’s dann auch gleich los: Gepäckkontrolle.
Alles wurde durchgeschaut, auch der Koffer, den ich vorab schon vorgeschickt hatte.
Ein bisschen komisch, so durchsucht zu werden – aber ich verstehe, warum es nötig ist. Sicherheit geht hier vor.

Hier soll’s jetzt also ans Eingemachte gehen – an meine Themen, meine Baustellen, mein Leben.
Kein leichtes Brot, aber ich bin guter Dinge.
Und irgendwie fühlt sich das hier zum ersten Mal seit langem nach richtigem Anfang an.
📚 Rückblick & Realität
Am Wochenende nehme ich mir meinen großen Rückblick vor – 22 Seiten: Ich und mein Leben.
Schon der Gedanke daran schnürt mir etwas die Kehle zu.
So viel auf Papier zu sehen, was lange in mir gearbeitet hat … das ist nicht ohne.
Aber vielleicht ist genau das der Sinn: endlich hinsehen, statt weiter davonlaufen.
Hier ein kleiner Einblick 👇


⏰ Struktur, Regeln & Routine
Hier läuft alles nach Plan – und zwar wortwörtlich.
Frühstück, Mittag- und Abendessen zu festen Zeiten.
Anwesenheit ist Pflicht, selbst wenn man keinen Bissen runterkriegt.
Und bevor die Essenszeit offiziell endet, darf niemand den Speisesaal verlassen – klingt streng, fühlt sich aber erstaunlich gut an. Struktur gibt Halt. Und ich esse endlich wieder regelmäßig und vernünftig!
Was allerdings keiner erwähnt hat: Es ist unheimlich laut! 🙉
Hier bin sogar ich überreizt – und das will was heißen.
Spoiler: Suchtverlagerung incoming. Ich shoppe. 😅
Neue Lärmschutz-Kopfhörer von Loop wurden bereits geordert – ebenso eine Gewichtsdecke, Kopfkissen und neue Bettwäsche.
Weil erholsamer Schlaf einfach Gold wert ist (und mein persönliches Luxusgut Nummer eins). 💤🛏️
Handy? Tabu während Therapieeinheiten.
Kopfhörer? Nur auf dem Zimmer oder außerhalb des Geländes erlaubt – „sonst hört man die Durchsagen nicht“.
Und glaubt mir, diese Ansagen haben Supermarkt-Vibes:
„Frau E., bitte zur Medikamentenausgabe!“
Ich schwöre, mir fehlt nur noch der Einkaufswagen. 🛒
Rauchen ist nur an den gekennzeichneten Plätzen erlaubt (unter einem Schleppdach – sehr charmant) oder vor dem Kunst-Atelier.
Pakete & Post dürfen nur unter Aufsicht geöffnet werden.
Intimbeziehungen oder sexuelle Kontakte? Streng verboten.
Verstoß = Rausschmiss.
Und Drogenscreenings? Jederzeit. Unter Aufsicht. Willkommen Realität, Teil 2.

🧩 Ankommen im neuen Alltag
Ich bin seit Dienstag hier – heute ist Freitag.
Die Aufnahme war überraschend herzlich.
Meine Zimmerkollegin ist gleichzeitig meine Patin – wir verstehen uns richtig gut.
Wir sind in Gruppe 2, aktuell sechs Leute, betreut von zwei Psychologinnen.
Die Einrichtung ist groß: 33 Rehabilitand*innen, plus gefühlt doppelt so viele Mitarbeitende.
Bakterien und Viren inklusive.
Mich hat’s direkt erwischt – Erkältung, also mimimi-Hilde unterwegs. 😅
Immerhin kam ich an, nachdem der Norovirus hier durch war.
🍽️ Küchendienst & kleine Pflichten
Dienste gibt’s natürlich auch – bisher kenne ich nur den Küchendienst.
Morgens&Abends Brötchen aufbacken, Käse- & Wurstplatten anrichten, Gemüse schnippeln, Tische eindecken.
Nach dem Essen: abräumen, spülen, Küche wienern.
Klingt banal – ist aber fast meditativ.
Ich gehe außerdem viel spazieren – 90 Minuten darf ich aktuell raus, Phase 1. (90 Minuten am Stück, ich könnte rein theoretisch 6x a 90 Minuten spazieren gehen, die Berge sind hier aber schon eine Anstrengung 😅)
Ab Woche vier startet dann Phase 2 mit erweiterten Ausgängen (mehr dazu im nächsten Post).
Meine Apple Watch freut sich schon – laut ihr habe ich einen neuen Cardio-Trend. 🏃♀️💪 18km zu Fuß an einem Tag – das soll mir erstmal einer nachmachen! 😅 Leudeeee, ich komme sportlich zurück.

🎨 Therapie, Arbeit & Mutproben
Der Tagesplan ist gut gefüllt: Gruppentherapie, Einzelgespräche, Arbeitstherapie (in einer kleinen Tischlerei – ich liebe den Holzgeruch!) und Kunsttherapie.
Dazu Vollversammlungen – das heißt: jeder Neuankömmling stellt sich einmal vor, Abgänge kommen hier auch zu Wort.
Und ja … das war mein persönlicher Endgegner.
Ich hasse es, vor vielen Leuten zu sprechen.
Aber: Ich hab’s gemacht! 🙌
Hab erzählt, wer ich bin, warum ich hier bin und was meine Ziele sind.

🎯 Meine Ziele für die Reha
(So ehrlich und konkret habe ich das vor der versammelten Mannschaft nicht formuliert – dafür hier für euch.)
Kurzfristig:
• Ankommen, Vertrauen aufbauen, psychisch stabilisieren.
• Einen geregelten Tagesrhythmus finden.
• Strategien entwickeln, um mit Stress, Reizüberflutung & Triggern umzugehen.
• Körper und Geist wieder in Balance bringen.
Mittelfristig:
• Meine Auslöser (Trigger) verstehen und Alternativen zum alten Konsummuster finden.
• Grenzen setzen und Privatsphäre wahren – ohne in Rückzug zu verfallen.
• Emotionen zulassen und aushalten, statt sie zu betäuben.
• Meinen Selbstwert aufbauen, Schritt für Schritt.
• Wieder Freude empfinden – ehrlich, nicht chemisch.
Langfristig:
• Einen stabilen, suchtfreien Alltag führen.
• Routinen entwickeln, die mich tragen.
• Perspektiven schaffen – beruflich, privat, emotional.
• Lernen, stolz auf mich zu sein.
• Ein Leben führen, das sich leicht anfühlt – weil ich es bewusst lebe.
Und last but not least: mein Englisch verbessern!
*Stand jetzt! Vielleicht entwickelt sich das ein oder andere Ziel noch mit der Zeit.
🌙 Zwischen Bäumen & neuen Wegen
Hier draußen, mitten im Wald, ist alles anders still.
Keine Klingel, keine ständige Hektik – nur ich, mein Atem und dieser Wald, der alles aufnimmt, was ich loslasse.
Ich weiß, der Weg wird nicht leicht.
Aber ich bin angekommen.
Und das ist schon ein verdammt guter Anfang. 🌲💚
📆 Ich bin gespannt, was mich morgen erwartet.
Morgen haben wir einen Gruppenausflug – wuhuu 😄
Wir fahren bowlen! 🎳
Was mir bisher aufgefallen ist, jetzt wo ich die Tage clean verbringe:
1️⃣ Ich lese wieder gern! Und es bleibt auch was hängen – sogar bei harter Kost von Erich Fromm.
2️⃣ Ich lerne meinen Körper neu kennen – z. B. mein nervöses Augenzucken. Ist mir früher nie aufgefallen.
3️⃣ Ich habe so viel Energie! So motiviert war ich schon lange nicht mehr – körperlich wie psychisch.
Over & out, ihr Lieblingsmenschen, bleibt gesund und munter ❤
PS: ihr fehlt mir schon etwas! Und Berlin i-wie auch 🙂

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