Eine Woche voller Höhen und Tiefen. Manches davon freiwillig, manches… eher nicht.

🚪 Rausschmisse & Hausregeln
Es mussten einige tatsächlich gehen:
einen Rückfall – hier im Haus, aggressives Verhalten oder körperlicher Kontakt — der hier laut Hausordnung absolut verboten ist.
Die Stimmung war entsprechend geladen.
Unsicher. Unruhig.
Aber auch ein Reality-Check, wie schnell man hier rausfliegen kann, wenn man Grenzen nicht einhält.
🧗♀️ Höhenangst, Flummi-Modus & kleine Siege
Ich war klettern.
Und das an einem Tag 2 ohne Bedarfsmedikation — und ich?
Ein Flummi auf Monster-Energy.
Super hektisch.
Und dann:
Ich sollte als Erste die Kletterwand hoch, zur Demonstration der Sicherung.
Drei Runden geklettert.
➡️ Zwei Mal über die Hälfte ➡️ Ein Mal komplett bis ganz oben
Ich. Bin. STOLZ.
Heute geht’s wieder in die Halle und ich freue mich wirklich darauf.
Gestern war Mountainbike nicht drin – Rheuma lässt grüßen.
Manchmal meldet es sich immer dann, wenn die Psyche etwas instabiler ist.
Hallo psychosomatisch. 🙃
Heute geht’s besser.
🛏️ Zimmerdrama, Abbruchgedanken & der Weg in die Ruhe
Dann ging alles drunter und drüber:
Meine Zimmerkollegin bekam ein Einzelzimmer.
Eine andere wollte (so der Stand der letzten Wochen) unbedingt bei mir einziehen.
Ich habe sofort gemerkt:
Das will ich nicht.
Nicht wegen ihr als Mensch, sondern wegen der Kombi: nächtliche Essensroutinen, viel Belehrung, wenig Ruhe — und wir sind zusammen im Kletterkurs.
Ich wollte das Miteinander dort nicht gefährden.
Also habe ich geschrieben:
„Lass uns später noch mal sprechen.“
Ich wollte keinen Streit, aber auch nicht meine Bedürfnisse übergehen. Ganz neu für mich: ich gehe in die Konfrontation. In den Konflikt statt wegzulaufen.
Doch dann die Nachricht:
Montag kommt direkt jemand Neues in mein Zimmer.
Ich war fertig.
Meine Laune im Keller.
Der Gedanke:
Wann bekomme ICH endlich ein Einzelzimmer?
hat mich innerlich komplett getriggert.
Das grelle Licht der Sternchen-Lichterkette meiner Zimmerkollegin tat sein Übriges. Ich war überreizt, überfordert, emotional im Overload.
Ich habe mir Bedarf geholt. Sonst wäre ich explodiert oder einfach zusammengebrochen.
Ich habe mit der Leitung gesprochen, alles erklärt, meine Überforderung offengelegt.
Meine Gedanken drehten sich im Kreis: Soll ich abbrechen?
Wechsel in eine andere Klinik?
Diagnosesicherung und früher auf die DBT-Station?
Nach Berlin zurück?
Kann ich das noch aushalten?
Was, wenn ich einmal Heimfahre – komme ich überhaupt wieder zurück?
(Wahrscheinlich nicht.)
Ich hatte Angst um meine Sachen.
Null Rückzug.
Ständige Anspannung.
Echtzeit-Stress in der Nacht.
Kein sicherer Raum.
Kein „Jenny“-Raum.
Mein Nervensystem war eine Alarmanlage. Und dann – die Lösung:
Ich darf in den Container ziehen.
Ein Einzelzimmer.
Ruhe. Ein Rückzugsort.
Meine Zimmerkollegin musste sogar früher umziehen, damit ich durchschnaufen kann.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dachte sofort:
„Jetzt werde ich gehasst.“ (was teilweise auch noch immer so ist.)
Aber gleichzeitig:
Ich brauche diese Ruhe.
Und wer das eine will, muss das andere eben aushalten.
Sonntag 11 Uhr:
Zimmer sauber, alles gepackt, ich bereit.
Am Montag dann der Umzug.

Jetzt bin ich 4 Tage im Einzelzimmer – und was soll ich sagen?
Meine Laune ist stabiler.
Ich schlafe besser.
Ich mache jeden Morgen mein Yoga.
Ich kann wieder lesen (endlich!).
Ich kann ohne Kopfhörer eine Serie schauen.
Ich gehe duschen und aufs Klo, wann ich will.
Ich habe Raum.
Jetzt kann Heilung wirklich starten. Und ich seitdem ohne Bedarfsmedikation – ein großartiger Erfolg! Ich kann mich jetzt wieder allein regulieren, auch ohne Gras!


🍷 Reiner Wein & große Erleichterung
Ein ganz großer Schritt:
Ich habe meinem angenommen Dad „reinen Wein“ eingeschenkt. Alles.
Der Brief hatte am Ende vier Seiten – und ich hatte sogar zu wenig Porto.
Er musste draufzahlen, um die Wahrheit zu bekommen. (Was für eine Metapher. 😄)
Seine Antwort?
„Ich war auch mal jung und habe Scheiße gebaut. Ich stehe hinter dir und unterstütze dich.“
Ich bin so dankbar .
So erleichtert.
So berührt.
Das Versteckspiel ist vorbei.
Er weiß alles.
Und er bleibt. ❤️

📚 Neue Gewohnheiten – neues Leben?
Mit dem Einzelzimmer entsteht Raum für Neues.
Und Suchtverlagerung ist hier immer wieder Thema — meine gerade sehr gesunde neue Sucht: Lesen.
Ich will folgende Routinen etablieren:
- Früh aufwachen (passiert von allein: 5–6 Uhr)
- Gedanken abends aufschreiben: Ziele, Dankbarkeit, Negatives abladen
- 30 Minuten Fähigkeiten üben: Englisch, digitales Schreiben, Chakren-Lehre, evtl. Online-Marketing
- 1 Stunde Sport täglich: Yoga, Spaziergänge, abends Bauch-Workout
- 10 Minuten Stille: ohne Musik, ohne Ablenkung (nach 4 Minuten driftet mein Kopf aber gerne weg)
- Mind. 30 Minuten Natur: meistens wird’s eher eine Stunde
- Mind. 15 Seiten lesen: läuft! Und auch jetzt schon mehr als vorgenommen.
- Wöchentliche Ziel-Überprüfung
Ich nehme mir viel vor.
Ich habe auch viel vor.
Es ist eine lange Reise in ein besseres Leben.
Hier könnte es deshalb etwas stiller werden –
ich will der Heilung meine volle Aufmerksamkeit schenken.
🎄 Advent & ein kleines Geschenk fürs Herz
Unsere Therapeut*innen haben uns einen Adventskalender geschenkt. Und von jemandem aus der Gruppe habe ich etwas bekommen, das zu mir passt, so seine Aussage.
Ich den Tränen nah. Klein, herzlich, liebevoll.
Eins dieser Geschenke, bei denen man merkt:
Jemand sieht dich.

Und noch jemand aus der Ferne sieht mich: ein selbstgebastelter Adventskalender, mit Botschaften und Süßes, wobei ich Selbstgebackenes hier nicht verzehren darf (wird mir erst gar nicht ausgehändigt, das darf ich Ende März in Empfang nehmen). Ich bin sehr happy! Jeden Tag eine Freude. Gleich hole ich mir Tütchen Nr. 4 – und ich bin sehr gespannt, was auf mich wartet ❤️ HERZLICHEN DANK an dieser Stelle, ich weiß, dass du diesen Blog verfolgst und sobald ich diesen veröffentliche, eine Benachrichtigung auf deinem Handy erscheint ☺️ Fühl dich gedrückt! Ich freue mich sehr darüber!
🌙 Fazit der vergangenen Tage
Tage voller:
Rausschmisse.
Höhenangst.
Flummi-Modus.
Rheuma.
Zimmerdrama.
Abbruchgedanken.
Lösungen.
Einzelzimmer.
Erleichterung.
Zielen.
Neuer Routinen.
Offenheit.
Reinem Wein.
Und Hoffnung.
Ich merke:
Ich komme wieder näher zu mir.
Langsam.
Aber echt.
Und das ist alles, was zählt. 💚
Und last but not least:
Die Diagnosesicherung ist abgeschlossen. Bei mir wurde eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ festgestellt, verbunden mit zwanghaften Anteilen und einer depressiven Symptomatik.
Das wirkt im ersten Moment natürlich – ich sag’s ehrlich – erst einmal schwer. Gleichzeitig bringt es aber auch etwas unglaublich Wertvolles mit sich: Klarheit.
Ich verstehe mich selbst ein Stück besser, sehe meine Muster deutlicher und weiß jetzt genauer, woran ich arbeiten kann. Es fühlt sich an wie ein Anfang – kein Stempel. Und das gibt mir Ruhe.
Over and out – bis bald! ❤️


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